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Vom Anklopfen bis zur Gehaltsdiskussion – Jahrgang 11 im Bewerbungstraining

von Maria-Theresia Paetz, 11c

 

In 11. Jahrgang stehen am NGW zum Ende des ersten Schulhalbjahres Praktika auf dem Programm. Was könnte als Vorbereitung auf diese leitende Berufserfahrung besser geeignet sein als das Bewerbungstraining der AOK, an dem alle vier Klassen des Jahrgangs in der Woche vom 18.-22.09.2023 teilnehmen durften? Wie ernst das Wort Training hier wirklich gemeint war, wussten die Schülerinnen und Schüler erst hinterher.

 

Jeden Tag kam Herr Taranov, der das Bewerbungstraining leitete, in eine andere Klasse der Schule. In einer Klasse entstand dabei folgende Situation: Wie es oft auch im Schulalltag passiert, kam eine Schülerin zu spät und setzte sich, ohne ein Wort zu sagen, auf ihren Platz. Gleich die Frage von Herrn Taranov an die Klasse: „Was hat diese junge Dame gerade falsch gemacht?“ Die Antwort: Sie hatte sich nicht für‘s Zuspätkommen entschuldigt. Ein paar Minuten später kam ein Junge in die Klasse. Ein kurzes Klopfen, eine Entschuldigung und Hinsetzen. Wieder die Frage an die Klasse: „Was hat der junge Mann anders gemacht, als die Dame vorhin?“ Der Unterschied wurde richtig erkannt. Herr Taranov nickte: „Der junge Herr hat es so gemacht, wie ihr es in der Schule sollt. In der Arbeitswelt würde man das nie machen, da hätte die junge Dame richtig gehandelt.“

 

Diese direkte und anschauliche Anfangssituation verdeutlichte sehr gut, wie die folgenden Stunden aussahen. Spätestens nach der Bitte, ein Kaugummi in den Müll zu bringen und andere direkte Verweise auf höflicheres Verhalten, hatte Herr Taranov die volle Aufmerksamkeit der Klasse. Mit seiner offenen, direkten und ernsthaften Art ging er auf jeden ungenau formulierten Kommentar ein, hinterfragte Aussagen, korrigierte und diskutierte mit der Klasse, sodass sein Publikum die ganze Zeit um Aufmerksamkeit bemüht war. Meistens baute der geübte Bewerbungstrainer auf den Antworten der Schülerinnen und Schüler auf und merkte so wichtige Verhaltensweisen in Bewerbungsgesprächen an, zu denen beispielsweise das Vermeiden von politischen Themen und übermäßiger Ehrlichkeit, der Umgang mit Fragen, die man aufgrund von Nervosität gerade nicht beantworten kann oder auch das Wissen gehören, dass man Fragen, sollten sie zu persönlich sein, nicht beantworten muss.

 

Was unter Umständen auch zu einer Bewerbung dazugehört, ist ein Einstufungstest. Auch diesen führten die Klassen durch, in angespannter und grüblerischer Stille, um so viele der Allgemeinwissensfragen und Logikaufgaben wie möglich zu beantworten.  Immerhin erreichten viele Schülerinnen und Schüler zwischen 60-80 von 120 Punkten, womit sie den Test aus dem Stehgreif heraus bestanden hätten.

 

In der letzten Stunde ging es dann einmal in die Praxis: ein Vorstellungsgespräch sollte durchgespielt werden. Dies entpuppte sich als sehr knifflige Aufgabe, da nach wenigen Sekunden ein neuer Schüler von Herrn Taranov nach vorne gebeten wurde, um zu verbessern, was derjenige vor ihm falsch gemacht hatte. Wie am Anfang des Tages ging es auch hierbei um kleine aber wichtige höfliche Gesten: Anklopfen, Begrüßen, Körperhaltung, richtiges Vorstellen, erst nach Aufforderung hinsetzen und so weiter. Bei allen Klassen dauerte es mehrere Durchgänge bis Herr Taranov mit allem zufrieden war und die Übung beendete.

 

Insgesamt trifft es wohl die Bezeichnung, dass der Bewerbungstrainer die Teilnehmerinnen und Teilnehmer „auseinandergenommen hat“, ganz gut. Am Ende der Veranstaltung waren die beeindruckten und begeisterten Schülerinnen und Schüler aber mit viel Wissen ausgerüstet und sind im wahrsten Sinne des Wortes für ihr späteres Berufsleben trainiert.

 

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